
78. Generalversammlung des Schweizerischen Verbands der Bürgergemeinden und Korporationen
Freitag 20. und Samstag 21. Mai 2022 in Zug
Grossgrundbesitzer aus der ganzen Schweiz trafen sich in Zug
In seiner Begrüssungsbotschaft formulierte Landammann Martin Pfister die Bedeutung des Schweizerischen Verbands der Bürgergemeinden und Korporationen SVBK wie folgt: «Die Körperschaften, welche Sie vertreten, die Bürgergemeinden und Korporationen, sind für mich so etwas wie die Universitäten unter den Gemeinden.» Was Landammann Martin Pfister damit meinte, dazu später.

Der SVBK wurde 1945 im Tessin gegründet. Er bezweckt die Erhaltung und Pflege der bürgerlichen Institutionen, die Wahrung der Interessen und die Beratung der Bürgergemeinden und Korporationen sowie die Stärkung der Beziehungen unter seinen Mitgliedern.
Nach 1967 und 1987 zum dritten Mal wurde die Generalversammlung des Schweizerischen Verbands der Bürgergemeinden und Korporationen SVBK in Zug durchgeführt. Mit einem attraktiven Festprogramm sorgte das OK unter der Leitung von Markus Wetter, Vize-Bürgerpräsidenten der Stadt Zug, am 20. und 21. Mai 2022 für einen kurzweiligen und hoffentlich unvergesslichen Aufenthalt im Herzen der Schweiz. Im OK waren die Zuger Korporationen durch den Korporationsschreiber der Stadt Zug, Daniel Schwerzmann, vertreten.
Die Bürgergemeinden im Kanton Zug sind öffentlich-rechtliche Körperschaften, deren Aufgaben und Kompetenzen im kantonalen Gemeindegesetz geregelt sind: Erteilung des Gemeindebürgerrechts, Sozialwesen für die an ihrem Heimatort wohnenden Bürgerinnen und Bürger, Verwaltung des Bürgerguts, Förderung der Heimatverbundenheit. Oft besitzen sie Immobilien, unterstützen kulturelle oder soziale Projekte und sind in Stiftungen von Heimen und weiterem aktiv. 2024 werden die Zuger Bürgergemeinden ihr 150-jähriges Bestehen in der heutigen Form feiern können. Anlässlich der Aufteilung der Einheitsgemeinde 1874 wurden sie als selbständiges Gemeinwesen gebildet. |
Im Kanton Zug existieren neun Korporationen, die ebenfalls öffentlich-rechtlich organisiert sind. Sie entstanden in der Alemannenzeit, um Ackerland gemeinschaftlich zu verwalten und zu nutzen. Das Korporationsgut ist unteilbar, wie die Verfassung des Kantons Zug vorschreibt. Die Erhaltung, Nutzung, Verwaltung und Förderung des Korporationsguts sind die zentralen Aufgaben aller Korporationen. Die Bewirtschaftung und Nutzung von Allmenden und Wäldern gehört seit jeher zu den ureigensten Aufgaben der Korporationen. Das gleiche gilt auch für die Fischenzen, das heisst die Fischereirechte an bestimmten Orten. Nebst diesen Kernaufgaben sorgen gewisse Korporationen seit langer Zeit auch für die Wasserversorgung. Ein weiteres, sehr zukunftsträchtiges Gebiet ist die Energielieferung mit dem Rohstoff Holz. Die Korporation Zug erstellte bereits anfangs der 80 er Jahre, die heute noch grösste Holzschnitzelheizung im Kanton. |
«Getreu dem Motto «Am gleichen Strang ziehen» haben die Bürgergemeinden und Korporationen des Kantons Zug nicht nur eine Herkunft, sondern auch eine Zukunft!», hält Yvonne Kraft-Rogenmoser, Präsidentin der kantonalen Organisation VBGZ und Präsidentin des Bürgerrats Oberägeri, in der Einladung zur GV fest.

Während sich die Begleitpersonen dem Rahmenprogramm unter dem Titel «Waschen, Brennen und Schrauben – Zuger Gewerbe und Industrie» widmen konnten, führte VSBK-Präsident, Georges Schmid aus Visp, im Freiruum Zug zügig durch die mit 10 Traktanden befrachtete Generalversammlung. Protokoll der 77. GV 2021 in Liestal, Jahresbericht, Jahresrechnung inkl. Revisionsbericht 2021 und Budget 2023, Wahlen in den Vorstand, Verabschiedung eines langjährigen Vorstandsmitglieds folgten Schlag auf Schlag. Gespannt war die Generalversammlung auf die Vorstellung der GV 2023 in Aarau.













Den eindrücklichen Abschluss der GV bildete die Ansprache von Nationalrat Gerhard Pfister. Zum Auftrag und Inhalt seiner Rede hier zwei Ausschnitte daraus: «Ich bin ein Zuger, und gerade diese Zeiten verlangen es von uns, dass wir den Gästen aus nah und fern erklären, wie wir leben, was uns wichtig ist, und warum wir Zugerinnen und Zuger so sind, wie wir sind, und warum wir manchmal sehr anders sind, als die Medien uns darstellen.» – «Zug ist in der Schweiz das, was die Schweiz in Europa ist. Klein, wirtschaftlich aber gross, ein attraktiver Lebensraum, hohe Internationalität und gleichzeitig mit viel Tradition, Vielfalt auf kleinstem Raum. Die Restschweiz schaut ab und an sehr kritisch auf Zug, die EU nicht weniger kritisch auf die Schweiz. Und dennoch ist Zug selbstverständlicher Teil der Schweiz, wie die Schweiz selbstverständlich Teil Europas ist – und genauso selbstverständlich nicht Mitglied der EU.» Zum Denken und Handeln der Bürgergemeinden und Korporationen betonte Gerhard Pfister in seiner Rede: «Wir müssen wieder stärker von einer blossen Gesellschaft hin zu einer echten Gemeinschaft werden. Sie tun das – seit je her. Sie pflegen Werte, und handeln danach, die den Menschen Heimat gibt. Heimat heisst, man weiss, wo man hingehört, in welche Gemeinschaft, und wo man von der Gemeinschaft auch Fürsorge, Hilfe und Verbundenheit erhält.»,

Bei anschliessenden Apéro wurden Bekanntschaften über die Kantonsgrenzen hinaus gepflegt und neue Kontakte geknüpft. Der VSBL zählt aktuell 15 Kantonalverbände und nach der Aufnahme von 15 Neumitgliedern aus dem Wallis insgesamt 80 Einzelmitglieder.
Georges Schmid hält dazu fest: «Die Erteilung des Bürgerrechts erfolgt heute noch in vielen Kantonen durch die Bürgergemeinden. Es ist deshalb eine klare Forderung unseres Verbands, dass sich die Bürgergemeinden zu allen Änderungen der Bürgerrechtsgesetzgebung als betroffene Partner nicht nur äussern können, sondern aktiv zur Mitgestaltung eingeladen sind. Wer Gesetze umsetzt, muss bei deren Änderungen auch mitbestimmen können. Unser Verband muss wiederum in der Schweizerischen Einbürgerungskommission Einsitz nehmen können, was früher selbstverständlich war.»
Der Gala-Abend mit Nachtessen und Unterhaltungsprogramm, moderiert von Nik Hartmann und musikalisch virtuos begleitet durch das Julian von Flüe Trio, rundete den ersten Tag der zweitägigen Zusammenkunft ab. Doch die nächsten drei Höhepunkte des Samstagsprogramms warteten bereits auf die mehr als 300 Teilnehmenden: originelle Stadtführung in der Altstadt von Zug, Konzert der Stadtmusik Zug in der Kirche St. Oswald und zum Abschluss ein währschaftes Mittagessen im Casino Zug.






Mit auf den Heimweg nahmen die Vertretungen aus den Bürgergemeinden und Korporationen die Einschätzung von Landamman Martin Pfister: «Die Bürgergemeinden und Korporationen kümmern sich um die Grundlagen des staatsbürgerlichen Zusammenlebens. Diese Aufgabe ähnelt dem Hauptauftrag der Universitäten, der Grundlagenwissenschaft. Als Bürgergemeinden und Korporationen haben Sie gleichzeitig einen akademischen und einen bodenständigen Auftrag.»
Für den Verband der Bürgergemeinden des Kantons Zug, Arthur Walker
GV SVBK 2022 in Zug
